Tabak fermentieren: So wird aus der Tabakpflanze eine Zigarre

Heutzutage kann man Tabak online kaufen und findet in Supermärkten, Tankstellen und Kiosken eine breite Auswahl an Tabakprodukten. Doch wie wird kommt der Tabak eigentlich von der Pflanze in die Verkaufsstellen? Sind die Blätter einer Tabakpflanze gereift, geht die Arbeit erst richtig los: Die Ernte startet meist von unten nach oben, weil die unteren Tabakblätter zuerst reifen. Die geernteten Blätter müssen zunächst etwas anwelken, dann werden sie zum Trocknen aufwendig luftig aufgefädelt. Theoretisch können sie so zwölf Monate trocknen, damit sich die in den Blättern enthaltenen Eiweiße vollständig zersetzen und beim Rauchen nicht durch einen unangenehm kratzigen Geschmack auffallen. Gewöhnlich wird die Umwandlung der organischen Stoffe aber durch Fermentation beschleunigt.

So entwickelt sich das Aroma

Fermentation ist ein Gärungsprozess des Rohtabaks. Dabei wird der Nikotingehalt reduziert, vor allem aber zersetzen sich die Eiweiße. Das ist Voraussetzung, damit das Aroma der jeweiligen Tabaksorte beim Verbrennen gut zu schmecken ist. Außer den Eiweißen bauen sich auch Zucker, Stärke, Pflanzenfette, Farbstoffe und diverse andere organische Substanzen ab. Auch diese Abbauprozesse beeinflussen das spätere Aroma. Was genau abgebaut oder erhalten bleiben soll, hängt von der späteren Verwendung des Tabaks ab. Tabak für Zigarren soll eher Stärke statt Zucker enthalten, bei Zigaretten- und Pfeifentabak ist es umgekehrt.

Nicht zu feucht, nicht zu trocken

Beim Fermentieren lassen sich Qualitätsschwankungen aufgrund der Ernte und der Trocknung noch in gewissem Umfang ausgleichen. Dabei legt man das Augenmerk auf grüne Stellen der Blätter. Sie bleiben durch zu frühe Ernte oder zu kurze Trocknung. Die grünen Blätter werden etwas länger fermentiert. Nur wenn noch allzu viel Feuchtigkeit enthalten ist, müssen sie gänzlich aussortiert werden. Es besteht sonst das Risiko, dass sie verfaulen, statt zu fermentieren, und das kann eine ganze Charge verderben. Umgekehrt sind auch zu trockene Blätter nicht gut. Sie lassen sich aber retten, indem sie feuchtem Nebel ausgesetzt, besprüht oder in nasse Tücher eingewickelt werden. Ideal sind trockene, gelb-braune, aber noch geschmeidige Tabakblätter.

Temperatur und Luftfeuchtigkeit entscheiden

In der industriellen Produktion werden Tabakblätter zu einer Charge von mindestens einer Tonne Gewicht zusammengestellt. Bei dieser Menge startet der Fermentationsprozess von selbst – übrigens eine gefährliche Brandursache in der Landwirtschaft, denn bei der Fermentation entwickelt sich so viel Hitze, dass das gelagerte Erntegut sich selbst entzünden kann. Die natürliche Fermentation dauert abhängig von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und gewünschtem Ergebnis zwischen drei Wochen und sechs Monaten. Während dieser Zeit wird die Charge ständig überwacht. Die Blätter werden alle sechs bis zehn Tage umgeschichtet, damit die Zersetzung gleichmäßig abläuft. Für Premium-Zigarren wird die Fermentation ein zweites oder sogar drittes Mal wiederholt. In der Massenproduktion wird die oben beschriebene natürliche Fermentation künstlich beschleunigt, indem die Tabakcharge zusätzlich erwärmt wird.

Zehn Pflanzen Minimum

Wer sich selbst am Tabakanbau versuchen will, sollte die Blätter von mindestens zehn Pflanzen ernten, damit der Tabak fermentieren kann. Erlaubt sind steuerrechtlich bis zu 99 Tabakpflanzen für den privaten Gebrauch. Gängig ist das Anfermentieren zusammengepresster Tabakblätter im Backofen, dreimal für jeweils eineinhalb Stunden bei höchstens 60 °C. Wer einen Heu¬ oder Laubhaufen zur Verfügung hat, kann auch dessen Fermentationswärme nutzen. Traditionelle Methoden sind außerdem die Lagerung im Sherry-Eichenfass und die Teilfermentierung im Steinkrug.

Bild: Bigstockphoto.com / darksoul72

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