Apfelessig – Delikatesse und „Allheilmittel“ gegen Pickel, Erkältungen & Co

ID-100241110Essig ist für viele Menschen ein Würzmittel, mit dem man seine Salatmarinade verfeinern kann. Weiterhin kann man damit Linsen würzen und weitere traditionelle Hausmannskost kochen. Doch Essig und insbesondere Apfelessig spielte bis vor c. 50 Jahren eine viel größere Rolle im Alltag der Menschen. Insbesondere in ländlichen Gebieten war es an der Tagesordnung den Tag mit einem Glas Wasser mit Apfelessig zu beginnen, um die Abwehrkräfte zu stärken. Insbesondere an heißen Tagen wurde diese Mischung als Erfrischungsgetränk gereicht. Der Essig war einfach herzustellen, Äpfel überall verfügbar und das Produkt somit ein günstiges Lebensmittel. Mit Beginn des Wirtschaftswunders ist diese Tradition verblasst, man vertraute mehr den Versprechungen der Nahrungsmittelindustrie und Apfelessig bekam ein „Arme Leute“-Image, zumal industriell hergestellte, billige Apfelessige den Markt überschwemmten, die traditionelle Herstellung des Essigs und damit auch der wohltuend fruchtige Geschmack der Apfelvariante in Vergessenheit geriet.

Das Heilmittel

Seit einigen Jahren erfährt der Apfelessig eine Renaissance. Gibt man das Stichwort in Suchmaschinen ein, findet man eine Fülle von Hinweisen über die wohltuende Wirkung dieses Essigs. Manches davon erscheint als überzogener Hype und dient vor allem wirtschaftlichen Interessen (oder warum sollte man Apfelessig als Kapsel kaufen?). Auf der anderen Seite dauert die Tradition des Apfelessig als Hausmittel schon viel zu lange, als dass es nur eine Mode der Nahrungsmittelindustrie sein könnte.

Schon in der Antike wurden Ärzte die Essig- und Ölkundigen genannt. Hippokrates, einer der angesehensten Heilkundigen dieser Zeit, empfahl die Anwendung von Apfelessig. Auch bei der Lehre der in Deutschland sehr verehrten Hildegard von Bingen spielt diese Essenz eine große Rolle.

Dem Apfelerzeugnis werden vor allem eine wohltuende Wirkung bei der Verdauung sowie bei den Stoffwechselprozessen des Körpers nachgesagt. Man kann sich natürlich die Frage stellen, was der Apfelessig z.B. dem Apfelsaft voraus hat, aus dem er ja hergestellt wird. Und wenn man die reinen chemischen Parameter vergleicht, stellt man fest, dass tatsächlich die Zusammensetzung hinsichtlich der Vitamine und Mineralien bei beiden Flüssigkeiten mehr oder weniger gleich sind. Hier liegt der Schlüssel des scheinbaren Allheilmittels Apfelessig nicht.

Dem Nobelpreisträger Hans Adolf Krebs ist die Erkenntnis zu verdanken, dass ohne Essigsäure unser gesamter Stoffwechsel zusammenbrechen würde. Ohne Essigsäure können weder Fette noch Kohlenhydrate verdaut werden. Der Körper benötigt für seine Stoffwechselvorgänge bis zu 100 Gramm Essigsäure pro Tag. Da mag ein Glas Wasser versetzt mit zwei Teelöffeln Apfelessig nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein, aber offensichtlich bewirkt er eine Menge, indem er körpereigene Stoffwechselprozesse anregt.

Doch der Essig aus Äpfeln wird nicht nur als Hausmittel bei Verdauungsproblemen aller Art eingesetzt. Er findet seine Anwendungsgebiete bei den unterschiedlichsten Krankheitsbildern:

  • Erkältungen: Essig wirkt desinfizierend. Bei Halsschmerzen und Heiserkeit kann man mit Essigwasser gurgeln. Die desinfizierende Wirkung führt hier zur Entlastung, wenn man zwei Esslöffel Apfelessig mit einem Glas lauwarmen Wasser mischt und damit gurgelt.
  • Hautprobleme: Apfelessig wird auch gegen Pickel, Schuppen und Ekzeme eingesetzt. Der Essig wirkt mild desinfizieren und unterstützt so die Heilung bei Hautirritationen.
  • Allergien: Allergische Reaktionen des Körpers sind im Grunde genommen Fehlsignale des Immunsystems. Die tägliche Anwendung von in Wasser verdünntem Apfelessig (mit Honig) stärkt das Immunsystem und kann so zu einer Entlastung beitragen. Auch werden Apfelessig-Inhalationen bei allergischen Krankheiten wir Heuschnupfen eingesetzt. Dabei nimmt man eine Tasse des Apfelerzeugnisses auf einen Liter kochendes Wasser und inhaliert die aufsteigenden Dämpfe. Die Inhaltsstoffe wirken dabei desinfizierend und können Keime, die in die Bronchien eingedrungen sind, abtöten.

Neben den drei genannten Beispielen ist noch eine Fülle anderer Anwendungsgebiete im Bereich der Gesundheit bekannt.

Die Delikatesse

Das Schöne am Apfelessig ist: Er kann köstlich schmecken. Natürlich gibt es wie so oft das Produkt in den unterschiedlichsten Qualitäten auf dem Markt. Auch bei den Preisen scheint die Spreizung der Preise kaum zu erklären. Es gibt billigen industriellen Essig aus Äpfeln für weniger als einen Euro pro Liter, es werden aber auch Apfelessige angeboten, die in Barriquefässern über Jahre gereift sind. Hier kann man dann bis zu 20 € für 100 ml bezahlen.
Worauf sollte man also achten? Zunächst einmal sollte man auf Bioqualität achten. Die Rohstoffe aus denen der Essig hergestellt wird sind ungespritzt und man muss sich weniger Sorgen über mögliche Rückstände machen. Weiterhin sollte der Apfelessig naturtrüb und damit ungefiltert sein. So ist sichergestellt, dass er alle Mineralien und Begleitstoffe enthält, die ihn so wertvoll machen. Weiterhin sollten Sie darauf achten, dass das Produkt nicht pasteurisiert wurde. So ist sichergestellt, dass die Essigsäurebakterien noch aktiv sind und somit ihre Wirkung entfalten können. Einen lebendigen Apfelessig kann man mitunter daran erkennen, dass er in geringem Umfang Essigmutter, eine schlierige, gallertartige Substanz enthält. Das ist kein Makel, im Gegenteil; es ist eher ein Zeichen dafür, dass Sie es mit einem echten Naturprodukt zu tun haben.

Hinsichtlich des Geschmacks sind langzeitgereifte Essige sicherlich die bessere Wahl. Bei der Essigherstellung gibt es unterschiedliche Verfahren. Beim sogenannten Orleans-Verfahren oder Oberflächenverfahren bekommt der Essig 6-9 Monate Zeit zu reifen. Der Fruchtzucker wird bei diesem Verfahren ganz langsam und schonend in Essig umgewandelt. Dafür wird der Genießer dabei mit einem unnachahmlichen Aroma belohnt. Es gibt heute kaum noch Manufakturen, die dieses Verfahren nutzen. Das hat damit zu tun, dass andere Verfahren deutlich schneller sind und dass beim Orleans-Verfahren jede Charge eine etwas unterschiedliche Geschmacksnote aufweist. Das wird von vielen Produzenten heutzutage als Makel angesehen. Andererseits erhöht gerade die Vielfalt echter Naturprodukte die Spannung für den Gourmet. Einen Apfelessig, wie oben beschrieben, also in Bioqualität, naturtrüb, nicht pasteurisiert und langzeitgereift nach dem Orleans-Verfahren und das auch noch zu einem vernünftigen Preis erhalten sie bei der Berliner Manufaktur Ölwerk.

Bild: Image courtesy of Naito8 / FreeDigitalPhotos.net

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