„Wie bitte?“ – Spätestens ab dem fünfzigsten Lebensjahr führt die natürliche Alterung auch bei unserem Hörvermögen zu spürbaren Einschränkungen. Hörgeräte werden ärztlich verordnet und besonders angepasst. Im Alltag können aber auch weniger aufwendige technische Hörhilfen bei Schwerhörigkeit mehr Komfort schaffen und für Sicherheit sorgen. Sie sind sofort betriebsbereit und werden nicht dauerhaft, sondern situativ eingesetzt.
Welche Hörhilfen gibt es?
Technische Hörhilfen lassen sich in zwei Gruppen unterteilen: Bei der ersten Gruppe wird durch die Hörhilfe das akustische Signal durch eine optische Komponente ersetzt oder ergänzt. Eine Lichtsignalanlage kann auch mehreren Zwecken dienen, indem man unterschiedliche Signale per Funk oder Kabel an sie überträgt. Die Lichtsignalanlage übersetzt die Information in Lichtblitze, die gut wahrnehmbar sind und eine Unterscheidung der verschiedenen Quellen erlauben. Alternativ zum Lichtblitz ist ein Vibrationsalarm möglich. Die zweite Gruppe sind Hörverstärker, also Geräte, die ähnlich wie ein Hörgerät das akustische Signal so weit verstärken, dass es auch bei eingeschränktem Hörvermögen wahrnehmbar bzw. bei Sprache verständlich bleibt. Und auch per Smartphone-App lassen sich Hörhilfen für Schwerhörige realisieren. Eine Notruf-App erlaubt einen barrierefreien Zugang zu den Telefonnummern 110 und 112. Weil die Spracherkennung immer besser wird, sind komplizierte Verfahren wie das Notfall-Fax, das zudem noch spezielle Hardware erfordert, mittlerweile überholt.
Schwerhörigkeit: Welche Probleme im Alltag lassen sich mit Hörhilfen besser bewältigen?
- Nie mehr zu spät aufstehen mit dem Lichtwecker: Statt Klingeln oder Radiomusik sendet er Lichtblitze aus. Unser Sehsinn ist auch im Schlaf aktiv, das Licht wird auch durch die geschlossenen Augenlider wahrgenommen.
- Keinen Besuch (oder den Paketboten) mehr verpassen: Auch die Türklingel lässt sich durch Lichtsignale unterstützen. In einem Smart-Home-System kann man das Signal der smarten Klingel direkt mit dem Licht verknüpfen und/oder als Vibrationsalarm aufs Handy senden.
- Feueralarm nicht verschlafen: Rauchwarnmelder retten Leben. Sie sind zwar mittlerweile in allen Bundesländern gesetzlich vorgeschrieben, geben aber standardmäßig nur akustischen Alarm, um Schlafende zu wecken. Bei einer Hörbehinderung besteht die Gefahr, dass der helle Warnton nicht wahrgenommen wird. Ein Lichtsignal weckt auch Schwerhörige zuverlässig wie der Lichtwecker.
- Radio, TV und Telefon besser hören: Das ist die Domäne von Bluetooth-Systemen. Der genormte Standard des Kurzstreckenfunks wird von vielen Geräten beherrscht. Der Ton lässt sich auf spezielle Kopfhörer übertragen. Je nach persönlicher Vorliebe kommen hier Systeme mit Kopfbügel, Kinnbügel oder In-Ear-Geräte zum Einsatz. Alle drei haben Sie wahrscheinlich schon im Einsatz gesehen, wenn junge Leute mit ihren Smartphones Musik hören. Es gibt auch Hörverstärker, die wie Hörgeräte hinter dem Ohr getragen werden. Brillenträger sollten aber darauf achten, ob sie zusammen mit der Brille verwendbar sind.
- Gesprächen folgen: Auch hierfür gibt es Hörverstärker wie oben beschrieben. Das Signal kommt hier über ein Mikrofon, das einfach auf den Tisch gestellt wird. Das funktioniert nicht nur an der Kaffeetafel, sondern ist auch im Arbeitsleben von großem Nutzen, zum Beispiel bei Konferenzen in Präsenz, wie sie nach Corona wieder vermehrt stattfinden. Bei Seminaren und dergleichen können Sie den Vortragenden bitten, das Mikrofon vor sich hinzustellen oder umzuhängen.
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