Narzisst oder Borderliner? Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Narzissmus und Borderline sind Phänomene der klinischen Psychologie. Beide zählen zur Kategorie der Persönlichkeitsstörung. Dies bedeutet, dass die Abweichungen von der Norm verschiedene psychische Funktionen betreffen (Denken, Handeln, Fühlen).

Gemeinsamkeiten zwischen Narzissmus und Borderline

In mancher Hinsicht ähneln sich Narzissten und Borderliner. Beide sind rastlos und geraten in einen ständigen Verfolgungskampf. Ob Narzisst oder Borderliner – beide haben Schwierigkeiten, sich auf Details zu konzentrieren, und neigen zum impulsiven, leichtsinnigen Verhalten.

Unterschiede in der Motivation und im Auftreten

Der Narzisst wirkt nach außen hin extrem selbstbewusst und extrovertiert. Tatsächlich ist er aber unsicher und gehemmt. Demgegenüber fühlt der Borderliner sich herabgesetzt und hat permanent Angst vor Zurückweisung. Er neigt zur Selbstverletzung und zu suizidalen Verhaltensweisen. Außerdem handelt er oft unlogisch und chaotisch. Ein Narzisst ist von einer übersteigerten Suche nach Ruhm, Ehre und Popularität getrieben. Dagegen ist beim Borderliner ein starkes Verlangen nach Bindung und Abhängigkeit kennzeichnend. Der Narzisst würde auf Liebe oder Freundschaft verzichten, wenn er dadurch mehr Ruhm erwirbt. Umgekehrt ist der Borderliner bereit, Ruhm zugunsten der Liebe herzugeben. Der Narzisst gibt sich mit seinem vermeintlichen Erfolg zufrieden und sucht nicht nach neuen Verbindungen. Er widmet anderen Menschen und bisher unbekannten Themen wenig Aufmerksamkeit. Dagegen wirkt der Borderliner unselbstständig und abhängig. Der Narzisst bestreitet, von etwas abhängig zu sein, wohingegen sich der Borderliner dauerhaft in seiner Hilfsbedürftigkeit einrichtet. Borderliner neigen zu plötzlichen Wutausbrüchen. Hingegen entwickeln Narzissten einen Hass auf Mitmenschen, der dauerhaft bestehen bleibt.

Narzisst und Borderliner im Privatleben und Beruf

Der Narzisst idealisiert sich selbst und wenige seiner Mitmenschen, während er auf alle Anderen herabblickt. Er möchte sich seine (eingebildete) Sonderstellung immer wieder selbst beweisen. Der Borderliner kann es nicht ertragen, alleine zu sein. Er richtet seine Aufmerksamkeit ganz auf die Menschen, von denen er abhängig ist. Wenn es sich vom Partner zurückgesetzt fühlt, versucht er, diesen abzustrafen, zum Beispiel durch Sprechentzug. Phasen von Idealisierung und Manipulation gegenüber wechseln sich häufig ab. Der Narzisst umgibt sich privat meist mit vermeintlich weniger erfolgreichen Menschen. Dadurch bestätigt er seinen Eindruck von der eigenen Einzigartigkeit. Demzufolge ist das Privatleben des Narzissten durchaus stabil, aber begrenzt. Dagegen ist beim Borderliner die Lebenswelt unermüdlich ausufernd, aber instabil. Wenn der Narzisst eine nach außen hin gute Ehe führt, ist diese in Wahrheit doch defizitär, da eine wechselseitige Wertschätzung und Liebe nicht gegeben sind. Narzissten sind in ihrem Job meist besser integriert als Borderliner, denen oft die Ausdauer, Ausgeglichenheit und Diplomatie für den beruflichen Erfolg fehlt.

Bild: Bigstockphoto.com / everest comunity

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