Infektionsquelle Kleidung: Maske allein genügt nicht

Im März 2020 wurde die Bedeutung einer Mund-Nasen-Bedeckung als Mittel zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie noch heruntergespielt – sicher auch vor dem Hintergrund, dass Masken nicht in ausreichender Zahl vorhanden waren. Mit der besseren Verfügbarkeit kam die Trendwende. Zunächst wurden Alltagsmasken vorgeschrieben, dann folgte der Schwenk zu medizinischen Masken. Wobei auch das nur ein Kompromiss sein kann. Erst der FFP2-Standard schützt den Träger, nicht nur die Menschen in seiner Umgebung. In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen reicht eine Maske, egal welchen Typs, aber keinesfalls aus.

Empfehlungen der KRINKO zugunsten von Kitteln und Schürzen

Die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) des Robert-Koch-Instituts hat schon lange vor dem ersten Auftreten des Virus Sars-CoV-2 Richtlinien für den Schutz bei der Versorgung von Patienten mit ansteckenden Krankheiten entwickelt. Bei rund zwanzig Millionen Krankenhauspatienten pro Jahr (vor Corona) wurde in knapp 5 % der Fälle ein Ansteckungsrisiko als Hauptdiagnose gestellt. Das Spektrum reicht von der Grippe über Lungenentzündung und Virushepatitis bis hin zu Darminfektionen. Auch wenn sich die Kommission primär mit dem stationären Bereich beschäftigt, sind die Empfehlungen auf eine ambulante Versorgung übertragbar.

In einer repräsentativen Untersuchung bei Ärzten und Pflegepersonal wurden in der Hälfte der Proben pathogene Bakterien an der Arbeitskleidung nachgewiesen, darunter ein erheblicher Anteil mit Resistenzen gegen Antibiotika. Besonders betroffen waren Handkontaktstellen, die Enden der Ärmel und Kitteltaschen. Dieses Ergebnis erschreckt umso mehr, als die Arbeitskleidung täglich gewechselt und von ihren Trägern als sauber empfunden wurde. Die klare Empfehlung der KRINKO lautet, kurzärmelige Hemden zu verwenden und über der Arbeitskleidung zusätzlich langärmelige Kittel oder Schürzen zu tragen. Diese oberste Schicht ist patientenbezogen, also nach jedem Kontakt zu wechseln.

Auswahl nach Kontaminationsrisiko und Durchfeuchtung

Welche Schutzausrüstung im konkreten Fall sinnvoll ist, richtet sich vor allem nach dem erwarteten Infektionsrisiko und der Möglichkeit, dass eine Durchfeuchtung eintritt. Kittel, die als persönliche Schutzausrüstung (PSA) gegen biologische Gefahren dienen, müssen der Norm DIN EN 14126 entsprechen. Die zugehörige EU-Richtlinie 2016/425 vom 9. März 2016, die sogenannte PSA-Richtlinie, hat nach fast dreißig Jahren den Vorläufer 89/686/EWG ersetzt. Für alte Prüfbescheinigungen gilt aber eine Übergangsfrist bis April 2023. Zu den Kriterien der Norm gehören eine vollständige Bedeckung der Vorderseite des Körpers, Dichtigkeit gegen Flüssigkeiten und Strapazierfähigkeit.

Einweg und Mehrwegprodukte

Für den Arbeitgeber ergibt sich unter anderem aus dem Arbeitsschutzgesetz eine Verpflichtung, Schutzkittel oder Schürzen bereitzustellen. Unter Berücksichtigung eines Kontingents für Besucher und dem Vorhalten verschiedener Größen kommt eine Menge Schutzausrüstung zusammen. Entscheidet sich der Anwender für Einwegkittel, bedeutet das viel (Plastik )Müll. Ob die Mehrwegvariante unter Kosten und Umweltgesichtspunkten überlegen ist, ist dennoch umstritten. Das erforderliche gründliche Waschen verbraucht Energie und Frischwasser. Das Abwasser wird mit Reinigungsmitteln belastet. Entscheidungskriterium sollte die funktionelle Anforderung an die Schutzkleidung sein. Einweg-Kittel aus Polypropylen haben in vielen Studien eine bessere Beständigkeit gegen Durchdringung mit Flüssigkeiten gezeigt. Bei wiederverwendbaren Stoffen führen Reinigung und sonstiger Abrieb durch den Gebrauch zu einer nachlassenden Schutzwirkung. Sie können also nicht unbegrenzt verwendet werden. Empfehlenswert unter den Mehrweg-Produkten ist vor allem Kleidung, die aus mehreren Schichten besteht.

Bild: Bigstockphoto.com / Herraez

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